Standort: Bei Bohnenland, 600 m nördlich von der Bohnenländer See am Rande eines Erlenbruchs GPS-Daten: 52°28’15.35″N 12°30’6.77″O Stammumfang: 8,38 m Höhe: 27,2 m Krone: 30 m Durchmesser Alter: 375-450 Jahre Inv. Datum: 17-3-2015

Sie war die mächtigste Eiche von Brandenburg, ihr Holzvolumen von 45-50 m³ wurde von keiner anderen brandenburgischen Eiche übertroffen. Ihr Stamm hatte in Brusthöhe einen Umfang von 8,38 m und in 6 m Höhe waren es noch fast 8 m. Die Krone war 30 m im Durchmesser und hatte 27,2 m Höhe. Eine Riese am Waldrand bei Bohnenland war die Bohnenländer Eiche bis sie in einer Sturmnacht vom 13. auf den 14. November 2015 vollständig auseinander brach. Für Generationen von Brandenburgern war die Bohnenländer Eiche Ziel für Wanderungen und Ausflüge. Ich bin froh, dass ich sie noch als gesunden Baum gesehen habe, aber auch traurig, dass sie nicht mehr steht.

So werden die Menschen die Eiche erinnern: stark und kräftig gewachsen!

Anfang September verlor sie bei einem Sturm einen gewaltigen Ast. Mit einem Umfang von 3 m und 20 m Länge war das ein Baum für sich. Von diesem Ereignis wurde in vielen Zeitungen berichtet. „Ein Gigant liegt im Sterben“ war eine der Schlagzeilen. Wenige Tage vor ihrem schicksalhaften Ende hatte Ute Steinke von der Bundesforstverwaltung West gesagt, dass die dicke Eiche trotz des Verlusts eines massiven Astes „einen gesunden Eindruck“ mache. Der Baum werde noch viele Jahre grünen, prophezeite sie.“ Aber sie lag leider doch im Sterben. So schnell kann es dann gehen. Auch ich hatte es nicht erwartet. Der dicke Astabbruch war bereits ein schlechtes Omen, aber die Eiche machte auf mich im März 2015 noch einen so gesunden Eindruck, dass ich gute Hoffnung hatte, dass sie diesen Astabbruch nicht nur überleben würdeund auch ohne diesen Ast noch viele Jahren weiter leben könnte. Es ist sehr schade, dass sie nicht mehr lebt. Es ist ein großer Verlust für Deutschlands Rieseneichen.

Einer, der die Bohnenländer Eiche sehr gut kennt und auf besondere Weise mit ihr verbunden ist, ist Gärtnermeister und Baumschulexperte Hans Lubitz. Im Naturschutzbeirat der Stadt Brandenburg ist er für das Wohl und Wehe besonders geschützter Bäume zuständig. Vor genau 60 Jahren war er bereits mit der Eiche beschäftigt. 1943 nämlich traf ein schwerer Blitz die Eiche und hinterließ eine große Wunde am Stamm. Zusammen mit Hermann Knabe hat Hans Lubitz 1956 im Auftrag des Rates der Stadt Brandenburg die bereits zum großen Loch gewordene Wunde mit Lehm gefüllt und anschließend vermauert. Zuerst wurde eine große Menge Müll aus dem hohlen Stamm geschöpft. Danach wurde der Hohlraum eimerweise mit Lehm gefüllt. Es waren so um die sechs Kubikmeter. Mit Ziegelsteinen wurde das Loch dann geschlossen.

Beide Männer waren stolz auf ihre geleistete Arbeit. Die ganze Arbeit war sehr gut gelungen. Die Eiche hat die vermauerte Stelle auf den ersten Blick sehr gut vertragen. Die riesige Wunde hat eine sehr gute Kallusentwicklung ohne Faulstellen. Aber im Inneren war der Angriff der Braunfäulepilze dann doch schlimmer als erwartet.

Als im September der dicke Ast abbrach, machte Hans Lubitz sich große Sorgen um die Dicke Eiche. Sie musste wieder gerettet werden, wie er es vor 60 Jahre auch getan hat! Die Naturschutzbehörde der Stadt sollte alarmiert werden. Ein Schlachtplan soll her und der Baum muss vor eindringender Nässe geschützt, von Totholz befreit und entlastet werden. Wird nichts getan, dann wäre Brandenburg bald um eine Rieseneiche ärmer, meinte Lubitz. Aber die Fachleute waren sich nicht einig. Was sollte getan werden? Beschlossen wurde, der Natur ihren Lauf zu lassen. Leider hatte Hans Lubitz Recht bekommen und nur zwei Monate später vernichtete ein Sturm die Dicke Bohnenländer Eiche.

Die erste Erwähnung des Ortes Bohnenland war 1684. Es war ein Vorwerk oder Gutshof und wurde 1872 eine Försterei. Mit dem Bahnhof Bohnenland gab es 1904 einen Anschluss an die Brandenburgische Städtebahn. Touristen konnten ab dann einfach anreisen. Für frühere Generationen gehörte die Eiche neben einem Besuch des Bohnenländer Restaurants „zur Erholung“ zu den beliebtesten Ausflugszielen rund um Brandenburg. Das beweisen auch alte Ansichtskarten, auf denen die Eiche und das Restaurant abgebildet sind.

Die Bohnenländer Eiche wurde auch von Hauchecorne besucht. Er notierte: » In der Nähe der Försterei Bohnenland, im Jagen 51A, auf Sandboden am Rande einer Erlenlake eine einzeln stehende Stieleiche, 20m H, bei 1m über dem Erdboden 6,50m U, bei 7m Höhe noch immer 6m U. Alter nicht bekannt. « So ein gewaltiger Baum musste natürlich geschützt werden und am 20. November 1934 wurde die Bohnenländer Eiche im Rahmen des preußischen Feld- und Forstpolizeigesetzes von 1926 unter Naturschutz gestellt.

Auf alte Ansichtskarten wurde sie abgebildet (um 1900)

Baumfreund Andreas war kurz nach dem Sturz der Dicken Eiche nach Bohnenland gereist und schickte mir traulige Bilder der zusammen gebrochenen Eiche. Deutlich war zu sehen, dass sie sehr von einem Braunfäulepilz befallen war. Da konnte ich mich sehr gut vorstellen, dass diese große und immer feuchte Lehmplombe zu dieser Braunfäule beigetragen hat. Es ist natürlich kein Zufall, dass gerade über dieser vermauerten und mit Lehm gefüllten Stelle ein dicker Ast abbrach. Nur noch um die 35 cm dick war die Holzwand, aber gesundes Holz war es nicht. Bereits vom Braunfäulepilz angegriffen war die Holzwand stark geschwächt. Normalerweise reicht eine Holzdicke von 20 bis 30 cm, um einer so dicken Eiche Stabilität zu gewähren.

Stabil war die Bohnenländer Eiche dann doch nicht und brach auseinander. Es gab aber jetzt die Möglichkeit, auf den Bruchflächen die Dicke der Jahresringe zu ermitteln. In einem 34,5 cm breitem Teil der verbliebenen Holzwand konnten 115 Jahresringe von sehr regelmäßiger Breite gezählt werden. Durchschnittlich 3 mm waren sie dick. Das entspricht 1,88 cm Zuwachs pro Jahr. Stimmte dieser Zuwachs überein mit alten Daten? Damals bei meinem Besuch waren mir die Daten von Hauchecorne nicht bekannt und deshalb habe ich in 1 m Höhe nicht gemessen. Aber es gibt eine Messung in 1 m Höhe aus 2001 von 8,42 m Umfang von Kühn/Ullrich. Dann ergibt es genau 2 cm pro Jahr seit Hauchecornes Messung, was gut zu den 3 mm dicken Jahresringen passt. Ein schönes Beispiel, dass gemessenene Daten mit visuellen Beobachtungen am Holz übereinstimmenH.

War die Bohnenländer Eiche zu retten? Natürlich, könnte man sagen, aber auf welche Art und Weise? Es ist ein lebendes Wesen und nicht alles kann man, wie bei einem Bauwerk berechnen und konstruieren. Und auch dann geht es noch manchmal schief. Es wäre möglich gewesen, den Baum abzukürzen und mit Seilen und Stützen eine Konstruktion zu bauen wie zum Beispiel bei der Feme Eiche in Erle. Dann hätte sie nie mehr umstürzen können. Die Frage ist, muss man wirklich so viel tun oder kann man hier auch der Natur ihren Lauf lassen. Wer hat hier die richtige Antwort? Ihre wichtige Rolle in der Natur ist noch lange nicht zu Ende. Jetzt wird die Dicke Eiche von Bohnenland als liegendes Naturdenkmal noch lange ihren Nutzen für die Natur haben. Bei vielen Menschen wird sie mit schöne Erinnerungen in Gedächtnis bleiben, auch bei mir und dann stirbt sie nie wirklich!

Die Eiche von Bohnenland war eindrucksvoll.