Standort: in Flehm am Rührsberger Weg GPS-Daten: 54°14’19.24″N 10°37’53.67″O Stammumfang: 8,20 m (auf 0,8 m), Höhe: 12,2 m Krone: 16 m Durchmesser Alter: 250–400 Jahre Inv. Datum: 12-3-2015
An dem Rührsberger Weg im kleinen Dorf Flehm wacht eine urig aussehende Eiche. Der kurze, wulstige Stamm ist hohl und voller Beulen und Wucherungen. An einer Seite ist ein Teil des Stammes abgestorben. Könnte ein alter Blitzschlag die Ursache sein? Ihre ursprüngliche Krone ist schon längst verschwunden, wie es auch bei der Hohlen Eiche von Egenbüttel der Fall ist. Doch hat sich eine neue, dicht belaubte Krone gebildet, die immerhin 12 m hoch ist. Den Umfang des Stammes zu messen, ist nicht einfach. Auch hier gilt die Weisheit: Gibt man zehn Förstern ein Maßband, bekommt man zehn verschiedene Ergebnisse. Ich habe nach verschiedenen Versuchen in 80 cm Höhe 8,20 m Stammumfang messen können. In 1,30 m Höhe sind es sogar 8,89 m.
Heering erwähnt zwar vom nahe gelegenen Gut Kletkamp einige Eichen. Doch diese Eiche listet er nicht auf. Heydemann beschreibt sie allerdings – mit geschätzten 500–600 Jahren als älteste Eiche des Kreises Plön. Er führt an, dass sie bereits 1906 mit Sicherheit über 6 m Umfang hatte. Merkwürdig wäre dann allerdings, dass Heering zwar verschiedene Eichen in der Umgebung mit einem Umfang von 4–5 m listet, doch dieses nicht versteckt, sondern direkt am Weg stehende Exemplar übersieht. War damals die Eiche vielleicht doch nicht so mächtig, wie Heydemann vermutet?
Wie alt ist sie wirklich? Die Eiche von Perdöl weist zwar ebenso einen urig aussehenden Stamm auf, hat bei einem Umfang von über 12 m allerdings „nur“ ein Alter von nur 300 bis 350 Jahren zu bieten. Anderseits wirken die Spessarteichen teilweise wie junge Bäume, doch kann ein Stamm von lediglich 3 m Umfang an diesen Standorten bereits 400 Jahre alt sein!
Das Aussehen eines Stammes mit vielen Beulen und Wucherungen gibt demnach keinen Hinweis auf das Alter. Derartige Bäume sind meiner Meinung nach oftmals jünger als gedacht. Ich denke, das ist auch bei der Eiche von Flehm der Fall. Alte Messungen gibt es nicht. Heydemann misst 1999 einen Umfang von 7,75 m, Kühn/Ullrich kommen 2001 auf 7,77 m. Meiner Einschätzung nach ist der Zuwachs von 45 cm in nur 15 Jahren – das sind also 3 cm pro Jahr – vergleichbar mit der Eiche von Perdöl. Um wirklich etwas über die Wachstumsrate sagen zu können, ist eine Zeitspanne von nur 15 Jahren allerdings sehr kurz. Der Baum könnte zum Beispiel seit 1900 langsamer als in den letzten 15 Jahren gewachsen sein, wahrscheinlich aber schneller! Also nehme ich in diesem Fall einen großen Spielraum von 250–400 Jahren als wahrscheinlich an.
Vor 15 Jahren stand die Eiche noch auf einer gepflegten Wiese. Heute wuchern unter ihr die Brennnesseln meterhoch. Die Umgebung macht einen vernachlässigten Eindruck. Das verdient der Baum nicht. Schon viele Generationen Flehmer sind mit ihm aufgewachsen. Wichtig dafür ist eigentlich gar nicht das Wissen, wie alt er ist, sondern, welchen Wert er für die Einheimischen hat und welche Freude er den interessierten Besucher macht.